SPL2: Zehn Spiele, zehn Siege: In der NLB dominieren die Handballerinnen des LC Brühl II

Bisher gewannen die Brühlerinnen jedes der Meisterschaftsspiele. Laut Trainerin Azra Mustafoska soll das auch so bleiben. Die zwei Spielerinnen Leonie Arpagaus und Ursina Schnider fallen besonders auf und stehen kurz vor dem Sprung ins erste Team.

TAGBLATT; Milena Bleiker
Sie sind Topskorerin Nummer eins und drei des zweiten Handballteams des LC Brühl und belegen Platz zwei und sieben auf der Liste der besten Torschützinnen der zweithöchsten Liga. Sie, das sind die 19-jährige Leonie Arpagaus und die 18-Jährige Ursina Schnider.

«Ich schaue mir nach dem Match schon die Statistiken an», sagt Schnider. Dies allerdings eher, um die Leistung des gesamten Teams zu analysieren. Und Leonie Arpagaus ergänzt: «Für jedes Tor braucht es auch meine Mitspielerinnen.»

Die Einstellung der beiden Spielerinnen unterstreicht auch jenen Eindruck, den Trainerin Azra Mustafoska über die beiden teilt. «Die beiden haben einfach immer Bock», sagt die ehemalige Nationalspielerin. Während Arpagaus als Captain insbesondere bei der Organisation des Spieles viel Verantwortung übernimmt, profitiert das Team von Schniders Kampfgeist.

Aus Fussball und Leichtathletik wurde Handball
Zum Handballsport gefunden haben die beiden Teamkolleginnen auf unterschiedlichen Wegen. «Eigentlich wollte ich Fussball spielen», so Schnider. Da es bei ihr zu Hause in Andelfingen aber keinen Verein gab, bot sich der Handballklub als Ersatz an. «Und nachdem ich bei einem Spiel zugeschaut hatte, war ich begeistert», sagt die 18-Jährige.

Arpagaus hingegen fand den Zugang zum Sport über ihre drei älteren Schwestern, die ebenfalls Handball spielten. «Ich bin fast schon in der Halle aufgewachsen», sagt sie. Zwar war die St.Gallerin einige Zeit auch in der Welt des Turnvereins und der Leichtathletik unterwegs, entschied sich dann aber dagegen.

Heute trainieren beide zwischen vier- und sechsmal pro Woche. In den rund zweistündigen Trainingseinheiten sind dabei sowohl ein Athletik- und Krafttraining als auch das Spielen auf dem Feld miteinbegriffen. Während Arpagaus die FMS in St.Gallen besucht und Sport und Schule gut unter einen Hut bringt, sagt die Kantonsschulschülerin Schnider: «Da ich einen langen Anfahrtsweg habe, ist das Vereinbaren von beidem schon streng.» Wie beide betonen, sei das Handballspielen aber ein wichtiger Ausgleich zum Schulalltag.

Die Physis und das Spielverständnis machen den Unterschied
Aufgrund ihrer guten Leistungen im zweiten Team des LC Brühl trainieren Schnider und Arpagaus seit diesem Sommer regelmässig mit der ersten Equipe des Vereins. «Nach den ersten Trainings habe ich mir gedacht, was mache ich hier?», so Arpagaus.

Insbesondere die Physis der Spielerinnen macht dabei den grossen Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Team aus. «Es braucht Geduld», sagt auch Schnider. Allmählich sei aber die eigene Zurückhaltung etwas abgeflaut. Hier hakt auch Trainerin Mustafoska ein und sagt: «Wenn du regelmässig gegen schnellere Spielerinnen auf dem Feld bist, entwickelst du automatisch dieses Spielverständnis, das in der höchsten Liga nochmals anders ist.»

Beim Stichwort «Profikarriere» zeigen sich beide Spielerinnen zurückhaltend. «Das wäre schon der Traum», so Schnider. Realistisch gesehen müsse man für eine Profikarriere aber ins Ausland – ein Schritt, der für die 18-Jährige noch weit weg ist, für Arpagaus eher undenkbar. «Dann würden für mich Aufwand und Ertrag nicht übereinstimmen», so die 19-Jährige.

Keine Niederlage und der Cup-Halbfinal
Im Nationalteam waren hingegen beide Spielerinnen bereits zu Gast, Schnider durfte im vergangenen Juli mit dem U19-Team an die EM in Rumänien. Fix im Aufgebot des Kaders ist sie allerdings, trotz der regelmässigen Zusammenzüge seit einem Jahr, nicht. «Klar mache ich mir etwas Druck, ob ich das nächste Mal wieder aufgeboten bin», so Schnider. Aber auch wie Arpagaus betont sie: «Beim Nationalteam dabei zu sein, ist ein grosses Privileg und nochmals ein Zusatz zur Meisterschaft.»

Apropos Meisterschaft: Mit zehn Siegen in zehn Spielen läuft es dem Team ausgezeichnet. «Wir sind als Team zusammengewachsen», so Captain Arpagaus. Dass man so deutlich vorne liegt in der Tabelle, habe sie nicht erwartet, ergänzt Mustafoska. Und als Ziel bis Ende der Meisterschaft, welche am 6. Januar weitergeht, nennt Mustafoska lachend: «Warum nicht ohne Niederlage an der Spitze bleiben?»

Der Saisonhöhepunkt steht für das NLB-Team Anfang Februar auf dem Programm: Dann trifft die Equipe im Cup-Viertelfinal auf Herzogenbuchsee aus der höchsten Liga. Und Trainerin Mustafoska sagt: «Wir wissen, dass wir in diesem Spiel etwas reissen können.»

Bilder: Michel Canonica