SPL1: Ein nächstes Ausrufezeichen – LCB mit Königstransfer für die Kreisposition

Den St.Galler Meister-Handballerinnen gelingt für die nächste Saison mit Stefanie Eugster von Herzogenbuchsee der Wunschtransfer.

Fritz Bischoff
«Die Verpflichtung von Stefanie Eugster ist in der Planung der Saison 2024/25 unser Königstransfer. Da unsere eigenen Nachwuchsspielerinnen auf der Kreisposition die Reife noch nicht haben für die höchste Liga, haben wir nach dem Abgang von Tabea Schmid nach Dänemark Handlungsbedarf ausgemacht», sagt der sportliche Leiter des LC Brühl, Roger Bertschinger.

Trainer Raphael Kramer ergänzt: «Mit Mirjam Ackermann als eigentlicher Abwehrspezialistin und der 35-jährigen Routinierin Martina Pavic haben wir wohl zwei Spielerinnen auf der Kreisposition, doch da wir beim Umschalten von der Defensive in die Offensive sehr oft einen Spielerinnenwechsel vornehmen müssen, gelingt uns die Umsetzung unseres angestrebten Tempohandballs nur bedingt. Mit Stefanie Eugster als sogenannter Zweilinienspielerin, die offensiv und defensiv grosse Qualitäten hat, soll sich dies ändern.»

Der Leistungssport als Herausforderung
Eugster, die im nächsten Sommer ihre Berufsmatura abschliesst, bringt für den modernen Handball nahezu ideale Voraussetzungen mit. Die 22-Jährige agiert im Abwehrblock stark und ist am Kreis auch dank ihrer Grösse von 181 Zentimetern im Stellen einer Sperre und im Fassen des Balles prädestiniert. Dass Eugster talentiert ist, hat sie seit ihren ersten Einsätzen beim HV Herzogenbuchsee im U13-Nachwuchs bewiesen. Im Oberaargau stieg sie Stufe um Stufe höher und absolvierte schon im Alter von 16 Jahren für ihren Stammverein die ersten Einsätze in der höchsten Liga.

2019 wechselte die Modellathletin zum LK Zug, mit dem sie einmal Meisterin und zweimal Cupsiegerin wurde. Auf die Saison 2022/23 zog es sie wieder zurück nach Herzogenbuchsee. Nun, nach 146 Spielen mit 384 Toren in der höchsten Liga und insgesamt 318 Spielen und 886 Toren in ihrer Karriere, wagt sie den nächsten Schritt. «Ich glaube, beim LC Brühl den von mir angestrebten Leistungshandball ausüben zu können. Es reizen mich die internationalen Möglichkeiten mit Spielen auf europäischer Ebene – aber auch mit dem Stadtwerkcup. Schliesslich hat mich auch das professionelle Umfeld beim LC Brühl zum Wechsel bewogen.»

Professionalisierung dank reduziertem Pensum
Damit spricht Eugster, die ihre familiären Wurzeln im appenzellischen Bühler hat und in St.Gallen einen Vertrag für zwei Jahre mit einer Option auf ein weiteres unterschrieben hat, den Umstand an, dass der LC Brühl seine Strukturen anpasst und eine Professionalisierung im Leistungshandball möglich wird.

«Es kann nicht unser Ziel sein, nach 32 Meistertiteln und 11 Cupsiegen einfach weitere nationale Titel zu gewinnen. Wir sind keineswegs überheblich, doch wenn wir leistungsmässig weiterkommen wollen, so ist dies nur im internationalen Bereich möglich. Es ist unser Ziel, in der European League die Gruppenphase zu erreichen. Deshalb ermöglichen wir unseren Spielerinnen ihr Arbeitspensum auf 60 Prozent zu reduzieren. So haben sie für Training und Regeneration mehr Zeit», sagt der Präsident Chris Löhrer zur Wegrichtung. Dies sei auch in Absprache mit dem neuen Nationalcoach Knut Ove Joa so entschieden worden.

Genau dieses Bekenntnis zum Spitzensport passt auch für Eugster, die bis Dezember 2022 ebenfalls dem Nationalteam angehörte, sich aus beruflichen Gründen dann aber zurückzog. «Die Vorwärtsstrategie hat mich überzeugt und gibt mir ein gutes Gefühl. Ich will alles für den Handball geben und damit auch erfahren, wohin mich der Weg führen wird.»

Bild: zvg